Corona: Ein Blogger regt sich auf

Eigentlich wollte ich es beim Thema Corona bei kurzen Einleitungen via Social Media belassen, aber mir platzt gerade der Hals. Das liegt nicht nur an jenen rücksichtslosen Menschen die ihren Egoismus über Leben und Gesundheit anderer stellen. Keine Frage man kann zum Thema eine andere Meinung haben als die Mehrheit in unserem Land, trotzdem muss man erwarten können das man sich an geltende Regeln hält auch wenn sie einem nicht gefallen. Aber auch Staat und Wirtschaft versagen aus meiner Sicht in vielen Bereichen.

 

Gesundheitsamt und Wirtschaft

 

In meinem beruflichen Umfeld wurden acht Menschen positiv auf Corona getestet, es gab weder vom Unternehmen noch vom Gesundheitsamt eine Information das ich ein Erstkontakt bin. Per Zufall habe ich davon erfahren, als ich dann das Gesundheitsamt kontaktierte bekam ich keine korrekte Information darüber ob ich mich in Quarantäne begeben muss. Das musste ich mir im Internet auf offiziellen Webseiten von Bund und Land rausuchen. Nach dem uneindeutig war was zu tun ist ging ich in freiwillige Quarantäne und ließ mich 6 Tage später erneut testen. Einen Test allerdings bekam ich nicht über das Gesundheitsamt sondern weil ich mich auf eigene Kosten testen ließ. Kurze Zeit später entschied der Senat eine neue noch schlechtere Teststrategie weil die Kapazitäten nicht ausreichen, dabei gäbe es noch veterinärmedizinische Labore die über eine weit längere Erfahrung mit SARS Viren verfügen. 

 

Mobilitätssenatorin und BSAG

 

Viel zu spät hat man den öffentlichen Personennahverkehr entzerrt und das teilweise mit geringer Wirkung. Das fällt einen besonders auf wenn man mit der Linie 63 in und aus dem GVZ fährt, hier könnte man statt Busfahrer/innen privater Busunternehmen Kurzarbeitergeld zu zahlen die Busse als Ergänzung zum Regelverkehr buchen können. Das übrigens macht DHL Paket bereits seit Jahrzehnten so. Dazu gäbe es zwei Möglichkeiten, die eine wäre das man alle großen Unternehmen dazu verpflichtet zu den Spitzenzeiten Busse zu chartern oder diese über die BSAG zusätzlich zu buchen. Aber lieber redet sich die Senatorin damit raus das Reisebusse nicht barrierefrei seien, dabei ignoriert sie das es die Arbeit der Mehrheit im GVZ erfordert das man gesunde Beine hat. 

 

Unschlüssige Corona-Beschränkungen

 

Während man nachgewiesenen Superspreadern wie Religionsgemeinschaften weiterhin Gottesdienste erlaubt muss pauschal die Gastronomie schließen. In Teilen ist die Schließung verständlich an Orten wo es regelmäßig zu Massenansammlungen kommt wie z.B. Schlachte und Viertel, dabei wäre es ,möglich sich mit den Gastronomen auf Konzepte zu einigen die auch eine teilweise Schließung von Gastronomien beinhaltet. So könnte man die geschlossenen Gaststätten stärker finanziell unterstützen und alle anderen dazu verpflichten das sich Gäste per App anmelden müssten. So unterbleiben spontane Gaststättenbesuche und man hätte auch eine rückverfolgbare Kontaktkliste.

 

Egoismus und Regelintoleranz

 

Es ist mir unverständlich das es immer noch zuviele gibt die meinen ihr persönliches Befinden würde über dem Gemeinwohl stehen, aber was erwartet man von einer Gesellschaft die Jahrzehnte beseelt ist von Neoliberalismus. Da wird mal keine Maske getragen, man trägt die Nase unbedeckt und von Mindestabstand in Supermärkten ganz zu schweigen. Aber auch die betagten der Hochrisikogruppe zeigen keinerlei Einsicht sich auch mal zurück zu nehmen um zur Entzerrung von potentiellen Superspreadern zu sorgen. Da blicke ich stolz auf meine Uroma zurück die immer sagte sie hätte besseres zu tun als sich rum zu treiben, statt dessen ging sie lieber mit ihren Enkeln und Urenkeln spazieren.

 

Querdenker- und Gegendemos

 

Man darf gerne zum Thema Corona eine andere Meinung haben, aber was gar nicht geht ist es Menschen zu bedrohen die anderer Meinung sind. Allerdings gilt für das Recht zu demonstrieren sich auch an die geltenden Regeln zu halten, so absurd man sie auch findet. In kaum einen europäischen Land sind die Rechte der Bürger/innen so wenige beschnitten worden wie in unserem. Doch immer wieder beschneiden die Demonstrierenden Querdenker so wie deren Gegner die Rechte Dritter. Es ist rücksichtslos gerade in der Adventszeit eine Großdemonstration in der Bremer Innenstadt abhalten zu wollen, besonders weil wir alle gerade auf vieles verzichten müssen. Hinzu kommt das man damit zusätzlich den in der Innenstadt verbliebenen Geschäften noch einen Tag nimmt um den dringend notwendigen Umsatz zu machen. 

 

20 Quadratmeter Regel und verkaufsoffener Sonntag

 

Es ist richtig das ich grundsätzlich gegen verkaufsoffene Sonntage bin, aber die aktuelle Regelung führt zu langen Schlangen vor den Geschäften wo vieler Ortes der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Deshalb wären verkaufsoffene Sonntage eine Option zur Entzerrung.

 

Pandemierat

 

Seit langen fordere ich Pandemieräte die Corona-Verordnungen für die Landesparlamente und den Bundestag vorbereitet. Die sollen neben Experten sich aus den Parlamenten und der Regierung zusammensetzen.

 

Vermieter im Stadtteil

 

Es ist keine gute Idee in dieser Zeit unnötiger weise Handwerker zu schicken um Heizungsmessgeräte und E-Checks zu machen. 

 

Bildung und Digitalisierung

 

Oft wird der Halbunterricht propagiert, ich frage mich wie das in einem Land funktionieren soll in dem Digitalisierung immer noch Neuland ist. Mittlerweile bricht in unserem Stadtteil regelmäßig sowohl das Internet via Mobilfunk als auch Festnetz fast komplett zusammen. Wie also soll digitales lernen oder lernen über Videokonferenz funktionieren? Auch sind wir bei den Kosten für schnelles Internet noch deutlich über anderen Ländern mit weit höheren Einkommen.

 

Struktureller Rassismus statt konstruktive Lösungen

 

Reflexartig verfielen Politiker/innen in strukturellen Rassismus als zum ersten mal in Bremen die Corona-Zahlen nach Stadtteilen bekannt gegeben wurden. Dabei wäre es sinnvoller gewesen die Zahlen zu nutzen um mögliche Infektionsquellen aus zu machen, eine davon habe ich mit dem ÖPNV bereits benannt. Natürlich begünstigen Mehrfamilienhäuser die Ausbreitung von Infektionskrankheiten deutlich mehr als Einfamilienhäuser. Doch lieber wälzt man alles auf die soziale Herkunft der Einwohnenden ab, dabei ist wenn man entlang der Linie 1 mal genau hinschaut kaum ein Unterschied im Verhalten der Menschen in Osterholz und Schwachhausen zu bemerken. So kämpfen die Einwohnenden von Tenever seit langen für einen fußläufigen Discounter, statt dessen heißt es jetzt Schlange stehen an der Kasse von Netto im Schweizer Viertel. Aber das ist nur eines der Probleme im Stadtteil. Weit mehr sind auch die langen Wege zu den Arbeitsplätzen mit dem ÖPNV mitverantwortlich für die hohen Fallzahlen. Hinzu kommt das man uns die Zahlen nach Stadtteilen viel zu lange verschwiegen hat, was angesichts einer Studie des RKI die Frage aufwirft ob sich die Pandemie nicht aus den bürgerlichen Stadtteilen in die sozialbenachteiligten übertragen haben

 

Danke an alle Vernünftigen

 

Am Ende möchte ich mich bei der Mehrheit der Vernünftigen bedanken. All jene die in dieser Zeit Gelassenheit zeigen auch wenn man immer öfter genervt ist. Ich bin überzeugt das wir auch diese Krise überstehen werden. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    test (Montag, 01 Februar 2021 08:39)

    test